Am 26.11.2024 wurde die DITIB-Jugend in den Stadtjugendring Wiesbaden durch einen Mehrheitsbeschluss der Vollversammlung aufgenommen. Wir haben dagegen gestimmt. Die Diskussionen über den Antrag auf Mitgliedschaft in der Vollversammlung des Stadtjugendrings empfanden wir als unangemessen, politisch ignorant und naiv.
Die Tatsache, dass in Räumen der DITIB Wiesbaden Veranstaltungen von lokalen Ablegern der Grauen Wölfe stattfanden, wurde heruntergespielt. Die Grauen Wölfe sind eine antisemitische, rassistische und türkisch-nationalistische Bewegung, die ein großtürkisches Reich anstrebt. Dabei sehen sie sie Jüd*innen, Christ*innen, Armenier*innen, Kurd*innen, Kommunist*innen, Israel, die EU und die USA als zentrale Feindbilder.
Die Verflechtungen von DITIB mit dem türkischen Staat und die damit einhergehende Frage nach der Unabhängigkeit der Jugendorganisation waren für die Vollversammlung mehrheitlich ebenso kein Grund, die entsprechende Jugendorganisation kritischer unter die Lupe zu nehmen. Der Vorstand des SJR empfahl die Annahme des Mitgliedsantrages. Wir konnten in der Empfehlung des Vorstands keine kritische Auseinandersetzung mit der DITIB-Jugend erkennen. Uns reicht es dabei nicht, die Zusammenhänge und Hintergründe als „Kritik, die man ja im Internet findet“ abzutun und somit wichtige Aspekte und Geschehnisse bewusst zu ignorieren.
Schockierend war für uns, dass in der Debatte über den Mitgliedsantrag genau die Diskussionskultur, die in dem am gleichen Abend beschlossenen Schutzkonzept des SJR vorgesehen ist, nicht gegeben war. Auch das versäumte die Sitzungsleitung. Wir mussten persönliche Anfeindungen erleben.
Wir Falken lehnen als sozialistischer Verband die Zusammenarbeit mit reaktionären Islamverbänden sowie deren Organisationen und Jugendgruppen ab. Es gilt migrantischen Jugendlichen, die verfolgten Minderheiten angehören und sich in Jugendverbänden wie BDAJ, ARI, KOMCIWAN und DIDF-Jugend organisieren, bei jeglichen Formen von rechten und reaktionären Angriffen solidarisch zur Seite zu stehen. Diese Position wie auch die beschriebene Kritik an der DITIB-Jugend und ihrer Gesamtorganisation haben wir in der Vollversammlung eingebracht.
In dem Kontext müssen wir als Falken auch eine antirassistische Perspektive einnehmen. In unserer weißen, rassistischen Mehrheitsgesellschaft, die sich auch in der Wiesbadener Stadtgesellschaft widerspiegelt, hat es migrantische Selbstorganisation um so schwerer. Es ist notwendig, die Hintergründe von Radikalisierung bis hin zu den Grauen Wölfen zu sehen. Dazu zählt auch, von Rassismus und Ausgrenzung betroffen zu sein. Deshalb halten wir es für notwendig, radikale Kräfte in demokratischen Dachverbänden zu bekämpfen und gleichzeitig die Ursachen der Entstehung der Radikalisierung zu bekämpfen.
Wir betonen, dass wir einen diverseren Stadtjugendring ausdrücklich begrüßen und unterstützen. Dazu gehört jedoch auch, Migrant*innen als handelnde politische Subjekte wahrzunehmen. Unkritisch Organisationen aufzunehmen, um sich dann diverser labeln zu können, ist jedoch der falsche Weg.
Unsere Aufgabe sehen wir nun in einer kritischen Bündnisarbeit innerhalb des SJR. Wir werden weiter laut sein für einen Jugendring, der seine Satzung ernst nimmt und mit allen Kräften antidemokratischen Tendenzen, insbesondere Faschismus, Rassismus, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus entgegenwirkt.
In diesem Sinne: Freundschaft!
SJD – Die Falken Wiesbaden